Kirschkapelle

Galerie

Architektur

Projekt

KirschKapelle, CherryChappel, CappellaCiliegia, ChapelledesCerises

Firmennamen

ARCH/ART Interior Architecture & Artworks DI Doris Dockner und Tritthart + Herbst Architekten

Projektstandort

St. Nikolai im Sausal

Auftraggeber*innen/Idee

Familie Harkamp

Entwurf/Projektleitung

DI Doris Dockner

Detail

DI Doris Dockner, Tritthart + Herbst Architekten

Hintergrund

Realisiert 2016-2017-2018 anlässlich des Jubiläums der 90-jährigen Gastfreundschaft und Weinbaukunst der Familie Harkamp, geweiht dem Heiligen Valentin (Heiliger der Liebenden und Verlobten) und dem Heiligen Urbanus (Heiliger der Weinbauern).

Motiv

Die vertikale Verbindung zwischen Himmel und Erde (gestaltet als Turm) und die Natur mit ihrem zauberhaften Weitblick über die Weinberge bestimmen maßgeblich den Entwurf der Kirschkapelle, am Waldrand des Harkampschen Klapotetzhügels am Flamberg gelegen, einem Kultplatz mit jungsteinzeitlichen Fundstücken.

Form

Ein Turm in organischer Freiform als Symbol für Herzensqualität (in der Grundrissform einer symbolischen Kerzkirsche), nach oben strebend wie die Baumkronen der benachbarten Eichen, das Dach wie eine Laube mit Türen wie die eines Flügelaltars öffnet sich die Kapelle weit und lädt zum stillen Verweilen oder gemeinsamen Gottesdienst ein.

Konstruktion

Bestehend aus gewalzten Flachstahl-, und I-Profilstehern, die mit L-Profilringen an der Stabwerkskonstruktion verschweisst sind, weist sie an ihrer höchsten Stelle 8,3 Meter auf. Insgesamt wurden ca. 13 Tonnen Stahl verarbeitet, die 240 Gläser haben ein Gewicht von ca. 3500 kg. Die Türflügel (je ca. 820 kg) wurden mit kugelgelagerten Schwerlastbändern befestigt. Das in die Konstruktion schräg eingehängte Kapellendach bestehend aus gelaserten Stahlblech und einer Plexiglasscheibe, bildet den oberen Raumabschluss.,…….

Architektonisches Konzept

Idee/Gestaltungskonzept: die Betonung der Vertikalen als Verbindung zwischen Himmel und Erde ist der wichtigste Leitgedanke des sakralen Entwurfes (realisiert als Turm). Der zweitwichtigste Leitgedanke des Entwurfes ist die Betonung der horizontalen Ebene und damit das mittendrin-sein in der Natur (in der Schöpfung Gottes) mit seinem weiten Rundumblick über die Weinberge und dem ungehinderten Blick in den Wald. Die rhytmisch gesetzten Stahlstäbe bilden eine Tragstruktur, die bewusst in vertikaler und horizontaler Richtung offen ist. Im Schnittpunkt der horizontalen und vertikalen aufgespannten Ebenen befindet sich das Innere der Kapelle mit seinen Kultgegenständen, man könnte auch sagen im „Kreuz“-ungspunkt von Raum-, und Zeitachse, im „Hier und Jetzt“.

Die Symbolkraft für das „Wir“: die Grundrissform als Herzkirsche symbolisiert die Herzensqualität der Menschen, der Kirschbaum neben der Kapelle verstärkt diese symbolische Kraft. Der Platz vor der Kapelle vergrößert die Kapellenfäche, speziell bei geöffneten Toren und schafft so zusätzlich eine Verbindung von Innen und Außen. Die weit geöffneten Tore betonen ebenfalls zusätzlich die horizontale Ebene, sie laden eine große Anzahl von Personen ein mitzufeiern (symbolisch steht die horizontale Ebene auch für die Umwelt und die Mitmenschen).

Lage: der Standort am Waldrand wurde bewusst gewählt um einerseits den Vorteil zu geniessen sich im Inneren der Kapelle als ein Teil des Waldes zu fühlen, andererseits weil man von diesem Platz einen bezaubernden und freiem Blick über die Hügellandschaft hat und hier ebenfalls in einer Sichtverbindung zur nächsten Kirche besteht. Die Kapelle wurde auf einem Stein oder Fels gebaut (symbolisiert den Heiligen Petrus – jede Kapelle sollte laut Aussage des Pfarrers Herrn Puska auf einem Fels gebaut sein). Hier ist der Stein unter dem transparenten Glasaltar sichtbar gemacht. Die elliptische Form des Glasaltars symbolisiert die Umlaufbahnen der Planeten und stellt so ebenfalls eine universale Verbindung zu „Allem was ist“ her.

Wegeführung: die Annäherung zur Kapelle erfolgt über den grasbewachsenen Klapotetz-Hügel, hier wird absichtlich kein befestigter Weg angelegt um den Naturbezug zu verstärken.

Farben/Materialien/Licht: die Stahloberfläche wurde nicht behandelt und erscheint rostfarben um die Kapelle in die umgebende Landschaft farblich gut einfügen zu können, aus dem selben Grund wurden die farbigen Gläser sehr reduziert eingesetzt. Der Boden ist mit Bachsteinen aus der Soca gestaltet. Das sichtbare Altern der Naturmaterialien wird gezeigt um das irdische Sein der Kapelle neben ihrem überirdischen Sein ebenso hervorzuheben. Das transparente Glas der Gebäudehülle, des Altars und des Kreuzes steht für kristalline Klarheit, Erneuerung und Transparenz im Glauben und in der Kirche. Das Lichtkonzept betont ebenfalls die Vertikalität der Kapelle.

Beteiligte/Funktionen/Kultgegenstände:
Glasaltar: Glas in Ellipsenform mit darunter liegendem Fels, Entwurf: Doris Dockner, Glasbau Umsetzung: Glaserei Trummer
Glaskreuz: transparent mit Fundstücken aus der Jungsteinzeit 5000 v. Christus gefüllt, Entwurf: Doris Dockner
Altarbild: Heilige Valentin und Heiligen Urbanus, Druck auf gebogenes Kirschholz, Entwürfe und Ausführung: Dockner, Morganti,
Fertigung gebogenes Kirschholzpaneel: Tischler Bernhard Pölzl
Madonna: runde Trägerplatte mit Applikation aus Keramik, Künstler: Rácz Gábor
Taufbecken: Stein auf Stahlzylinder, Fußplatte aus Stahl: Entwurf: Doris Dockner/Heinz Harkamp
Steinboden: Bachsteine aus der Soca, Friaul, handverlegt von Carraro Chabarik Mosaico Contemporaneo, Udine
Fundamentplatte: Baumeister W. Oswald
Stahlbau/Glas: Schlosserei Pfingstl
Statik: Büro Peterszel
Diözese: Graz Seckau
Pfarrer: Krystian Puska